ANTJE ZEIHER
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FICTION
08.11. – 21.12.18
FICTION
Die in München lebende Künstlerin Antje Zeiher ist eine Geschichtenerzählerin. Ihre zumeist hochformatigen Bilder sind strenge Kompositionen aus flächiger Acrylfarbe und geometrischer Form. Mithilfe von Linien strukturiert sie den Raum, grenzt voneinander ab, schafft Berührungspunkte und Durchgänge, und ordnet die Ebenen multiperspektivisch. Dennoch entstehen keine rein abstrakten Werke. Zeihers minimalistische Formensprache steckt voller subtiler Anspielungen an uns vertraute Gegenstände. Das freie Spiel der Assoziationen beginnt: Man betritt seine eigene Welt, indem man die Anspielungen narrativ miteinander verknüpft und den begonnenen Erzählfaden weiterspinnt.
Zeiher spielt in ihren Gemälden mit Perspektive. Die Arbeiten sind von mehreren perspektivischen Brüchen durchzogen, sodass auf der Leinwand eine Tiefe entsteht und einzelne Flächen scheinbar herausragen. Man ist versucht, durch einen Schritt zur Seite einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. In ihren kleinformatigen Arbeiten scheint sie ein Detail aus einem größeren Werk zu fokussieren, wodurch sie Tiefe entstehen lässt, indem sie sie voraussetzt. Eine Räumlichkeit wird entfaltet und darin ein Geheimnis eingeschrieben. Die Künstlerin spielt so mit der Lust am Entdecken vom Verborgenen: Einerseits bildet die Fläche für den Betrachter eine unüberwindbare Grenze, andererseits durchbricht Zeiher diese jeweils mit einer kleinen Öffnung. Dem Drängen wird spielerisch stattgegeben, der Blick ist frei auf das Verhüllte dahinter. Darin liegt der Grundstein des Erzählens: Sowohl in den Gemälden als auch in ihrer Objektkunst schafft Zeiher mithilfe der Tiefendimension produktive Leerstellen, die dank des Anspielungsreichtums jeden Betrachter dazu auffordern, diese mit eigenen Assoziationen zu füllen.
Hier berühren sich Zeihers bildende Kunst und das Geschichtenerzählen an sich: Beiden liegt die Erkenntnis zugrunde, dass die Welt als ganze nicht fassbar ist, ihr letztes Geheimnis kann nie gelüftet werden. Diese Grenze ist Bedingung für das, was wir Fiktion nennen. Die verschiedenen Künste bedienen sich ihrer, indem sie sich auf sie verlassen. Von diesem Punkt aus entwickelt Zeiher ihre virtuose Formensprache.
Judith Csiki
FICTION
Based in Munich, the artist Antje Zeiher is a storyteller. Most of her vertically formatted images are strict compositions made out of extensively applied acrylic paint and geometric forms. With the aid of lines, she structures the space, defines areas, creates meeting points and passages, and thus orders layers in a multi-perspective image. Yet, no pure or simple abstract works are created. Zeiher‘s minimalist form language is filled with subtle hints at familiar objects. The free play of associations begins: one enters his/her own world by assembling the given hints into a new narrative thread and thus adding further to the already begun story. Zeiher plays in her large-sized paintings mainly with perspective. The works contain several perspective breaks, which create depth on the canvas and seemingly also highlight individual areas. It is tempting to move a step aside to gain a glimpse behind the scenes. In her small-scale works, she seems to focus on a specific detail taken from her larger works – this creates depth, since she presupposes these. Spatiality unfolds into which secrets are inscribed. The artist thus plays with the desire of discovering the hidden: on the one hand, insurmountable boundaries for the spectator are created; on the other, Zeiher breaches these with small openings. Insistence is given way in a playful manner, the look is directed freely at that which is still veiled. This is the foundation of storytelling: Zeiher’s artistic depth dimension found in her paintings as well as her object art creates productive spaces, which thanks to the abundance of hints prompt each spectator to fill with his/her own associations.
Here, Zeiher’s background in visual arts and the art of storytelling touch: both relay on the underlying knowledge that the world is not fully tangible, its last secrets can never be fully revealed. This boundary is the condition for what we call fiction. The various arts draw from this by confiding in it. This is the point from which Zeiher develops her virtuosic form language.
Judith Csiki
Antje Zeiher ( → Artist Website)
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Biography
Billboard Artpreis, Förderung durch die Debütamten Jury Kunstinsel am Lenbachplatz, München; Fanny Carlita Stiftung
Solo Exhibitions
"Tourné" / Galerie Judith Andreae, Bonn
Group Exhibitions
"ATHEN - MÜNCHEN" / Galerie Francoise Heitsch, München
"Take It Easy", Galerie Judith Andreae, Bonn
"Finir en Beauté" / BBK, München
"The Greek counter example" / Diplarios School, Athen; kuratiert von Professor Moutsopoulo / mit u.a. Nikos Alexiou, Philipp Gufler, Aliki Palaska, Antje Zeiher
"Far Off Köln" / Galerie Judith Andreae, Bonn
"Art Fair Köln" / Galerie Judith Andreae, Bonn