SHIRIN DAMERJI
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GIRLS FROM GHAZALIJA

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15.06 – 22.07.2012


In ihrer aktuellen Ausstellung zeigt Shirin Damerji Arbeiten, die aus einem Treffen der Künstlerin mit jungen Irakerinnen während ihres Urlaubs 2005 in Jordanien hervorgingen. „Girls from Ghazalija“ ist eine Geschichte, die aus dem Zusammenspiel zwischen der Welt des Offensichtlichen auf der einen und der Welt des Verborgenen auf der anderen Seite entstand. Anfangs sieht man den Protagonistinnen beim allabendlichen Zurechtmachen zu. Sie kleiden sich an, schminken und frisieren sich. Eine scheinbar gewöhnliche Situation, wie sie sich in gleicher Weise an vielen Orten auf der Welt abspielt. Die dabei entstandenen Fotos durften jedoch auf Geheiß der Frauen nicht öffentlich gezeigt werden: ein Bilderverbot, aus dem die Künstlerin schöpfte, wodurch das erste Kapitel der Ausstellung entstand. Damerji übersetzt die Fotovorlagen in großformatige Graphitzeichnungen. Diese „zeichnerische Strukturen“ (Damerji) formen eine neue Einheit, die autonom ist und zugleich auf ihre fotografischen Wurzeln verweist.
Die Werke entstanden aus den Fotos, ohne diese zu kopieren, aber auch ohne die fotografische Herkunft zu verstecken, der Entstehungsprozess kommt eher einer Genesis als einer bloßen Replikation gleich. Bedingt durch die
Übertragung in ein anderes Medium ist eine Transformation zu erkennen - die fotografische Schnappschuss-Realität verschwimmt in Unschärfe und damit verschwindet auch der Anspruch auf unmittelbare wirklichkeitsgetreue Wiedergabe, den die maschinell abgelichteten Ursprungsbilder unweigerlich mit sich brächten. Eine Umwandlung, die das Bildmotiv ins Abstrakte führt. Gesten und Blicke, die aus der universellen Ausgangssituation heraus entstehen und auf dem Foto locker und gelassen wirken, verschieben sich und erstarren in der Zeichnung, schwenken um und werden ernst.
Das zweite Ausstellungskapitel bildet ein Video, das die jungen Frauen später am Abend beim Flanieren auf der Promenade zeigt. Hier wird ein gewisser dokumentarischer Ansatz deutlich, der dem Thema und dem Aufbau der Ausstellung zugrunde liegt. Die Mädchen aus Ghazalija, einem vornehmen Bagdader Stadtviertel, das zum Schauplatz des Irakkriegs wurde, machen Urlaub, nehmen eine Auszeit vom Alltag. Doch unter der Oberfläche unbeschwerter Lässigkeit ist die Allgegenwart des Krieges deutlich spürbar. Die Unsicherheit, die Angst und die Gefahr sind stets präsent in Gedanken und Gesprächen.
Die einzelnen Ausstellungsabschnitte sind durch die chronologische Linearität der Erzählung verbunden und stehen aufgrund ihrer formalen Unterschiede gleichzeitig in einer kontroversen Relation zueinander. Dieser Kontrast hebt das Spannungsfeld hervor, in dem sich die Arbeiten bewegen. Somit setzen Damerjis Werke an dem Konfliktpunkt zwischen dem alltäglichen Ereignis und seiner tieferen emotionalen Bedeutung an, also dort, wo die verschiedenen Wirklichkeitsebenen aufeinander prallen.

Shirin Damerji
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Biography

1973-77Aufenthalt in Bagdad, Irak
1977–1991Schulzeit in Landshut und Straubing
1992-95Ausbildung zur Goldschmiedin an der Staatlichen Berufsfachschule für Glas und Schmuck, Kaufbeuren-Neugablonz
1995-97Goldschmiedegesellin
1997-2004Studium an der Akademie der Bildenden Künste, München
2000/01Gastsemester an der Universität der Künste, Berlin, Filmseminar
2005Diplom an der Akademie der Bildenden Künste, München
Stiftung Kunstakademie München: Lothar-Späth-Preis
2009Debutantenförderung BBK München
HWP-Stipendium des Bayerischen Staatsministeriums für Forschung und Kunst

Solo Exhibitions

2021"Die mesopotamischen Bücher oder drei Säulen für Martha" / Galerie Françoise Heitsch, München
2017"Böhmen, Ur und Abraham" / Galerie Francoise Heitsch, München
2012"Girls from Ghazalija" / Galerie Françoise Heitsch, München

Group Exhibitions

2023 "In Transition" / Galerie Gedok München
2022MAISON D’ ARTISTES, Saint-Raphael
2021"Andernorts" / Städtische Galerie Traunstein
B3 Biennale des bewegten Bildes, Frankfurt am Main
2020"Familienmodelle" / Shedhalle Zürich
2018"Guten Morgen, du Schöne" / Galerie Foe, München
2017"Toge(ga)ther" / Kunstpavillon - Alter Botanischer Garten, München
"Angewanzt" / BKV, München
2015"Expedition Medora VIII; Weltraum" / Rathausgalerie, München
"Expedition Medora IX „WIR GEFÜHL“" / MaximiliansForum, München
Videodox / Galerie der Künstler BBK Oberbayern
"Expedition Medora X; Jahresgaben Weltraum" / Kunst am Center for Advanced Studies
2014"Drei Säulen für Martha" / Röcklturm Neue Galerie Landshut
2013"Bescherungs-Auflagen" / Neue Galerie Landshut, Landshut
Kunstnacht / Neue Galerie Landshut
Editionen 2013 / Neue Galerie Landshut
2012Leihweise 2012 / Artothek München
2011"Enzyklopädie der Frau" / Kunstverein Passau & Neue Galerie Landshut
"The nightingale and the rose" / Kunsthalle Rathausgalerie München
2010"Schleierhaft in Taliburkan. Frauen im Islam" / Seidlvilla, München
"Story Telling" / White Space, Zürich
2009Förderpreise Landeshauptstadt / Lothringerstr.13 Debutanten 2009, BBK München
"Expedition Medora VII" / Weltraum, München
2008"Des Wahnsinns fette Beute" / Neue Sammlung, Pinakothek der Moderne, München
"Expedition Medora V" / Wittelsbacherplatz, 850 Jahre München
"Transit" / Gedok München – Jahresausstellung
"Expedition Medora VI" / ZKMax, München
"3xMünchen" / Raum 58, München
2007"Screening of young filmmaker" / Galerie Makan, Amman
"Jordanien Your hairlights are so beautiful" / Artothek, München
"plattform-iraqi-youth" / Schrannenhalle, München
"Expedition Medora III" / Kunstarkaden, München
"Reality Crossings" / 2. Internationales Fotofestival Mannheim - Ludwigshafen - Heidelberg, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafe
"Expedition Medora IV" / Galerie Steinle – Villa am Böhmerwaldplatz, München
"Underdoxfestival" / Werkstattkino, München
2006"Arabesque Superiör" / Lothringer 13, München
"Underdox Filmfestival für Dokument und Experiment" / Werkstattkino, München
"Expedition Medora I" / ZKMax, München
2003"Videofestival: Es ist schwer das Reale zu berühren" / in: Großbritannien, Schweden, Norwegen, Estland, Spanien, Ungarn, Österreich, Deutschland, Kunstverein, München