SUSANNE PITTROFF
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REFLEXION
28.11.2019 – 06.03.2020
Das Wort „Reflexion“ beschreibt den physikalischen Prozess der Spiegelung, aber auch das Zurückblicken auf einen Zeitraum und das Nachdenken über ein Thema. Entgegen einer weit verbreiteten Annahme, es gäbe auch die Schreibweise mit „kt“ – eine kurze Suche im großen Korpuslexikon LCC (Leipzig Corpora Collection) liefert zahlreiche Treffer – kennt die deutsche Rechtschreibung nur die Schreibweise mit X, welche in Entsprechung steht zu Wörtern wie „Annexion“, allerdings auch im Widerspruch zu Wörtern wie „Selektion“. Im britischen Englisch gibt es beide Schreibweisen, „reflection“ (naturwissenschaftliche Spiegelung, Überlegung) und „reflexion“ (philosophische Besinnung), was wiederum im Gegensatz steht zur praktizierten, aber eben nicht vom Duden vorgesehenen, deutschen Unterscheidung zwischen „Reflektion“ (geisteswissenschaftlich) und „Reflexion“ (naturwissenschaftlich). In der Wahl dieses Titels für ihre Ausstellung älterer und neuerer Werke vollzieht Susanne Pittroff eine Geste, die ganz entscheidend für ihre Kunst ist. Sie markiert eine Stelle in einem System, in diesem Falle im synchronen deutschen Rechtschreibsystem, und betont dessen Grenzen und Unzulänglichkeiten.
Die Frage, was ein Bild überhaupt sein kann und wie es sich in einer Architektur, einem Bildraum, verhält, zieht sich durch das gesamte künstlerische Schaffen von Susanne Pittroff. Unsere Ausstellung zeigt die Vielfalt dieser Auseinandersetzung mit Zeichnungen, Rauminstallationen und minimalistischen Skulpturen, sie ist eine synchrone Gegenüberstellung diachroner Werke, welche bekannte mit wieder in Erinnerung gerufenen Arbeiten kombiniert. Sie ist keine Retrospektive und auch keine Dokumentation der zahlreichen Kunst-im-öffentlichen-Raum-Projekte, welche im Hintergrund aber stets präsent sind, weil sie die enorme Skalierbarkeit des künstlerischen Ansatzes von fast städteplanerischer Dimension demonstrieren. Die Ausstellung „Reflexion“ kann verstanden werden als Gleichzeitigkeit in der Ungleichzeitigkeit und sie ist wie das gesamte Werk von Susanne Pittroff geleitet von der Frage nach der Komposition im Raum.
Raimund Kühnel
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The word “reflection” describes the physical process of mirroring as well as the contemplation about a moment in time. In German as well as in British English two spellings are used: reflexion (“Reflexion”) and reflection (“Reflektion”). Contrarily to common use, German orthography only knows the spelling with an “X”. The differentiation between “Reflektion” for the use in the humanities and “Reflexion” for scientific fields is a pseudo-distinction which stands nonetheless in opposition to the two different spelling types in British English: “reflection” (scientific mirroring of objects and thinking) and “reflexion” (philosophical thought). With her title-choice for the exhibition of older and newer works Susanne Pittroff performs a gesture that is essential to her art-practice. She highlights a specific aspect in a system, in this case, within the system of synchronous German orthography, and stresses its boundaries and shortcomings.
The question of what an image can actually be and how it develops within an architectural space permeats Susanne Pittroff´s entire artistic œuvre. Our exhibition reveals the variety of her practise with drawings, room installations, and minimalistic sculptures; it is a synchronous juxtaposition of diachronic works and combines well known with older, regained works. This exhibition is neither a retrospective nor a documentation of her many public art projects which nevertheless remain tangible in the background since they demonstrate the enormous scalability of her artistic approach. The exhibition “Reflexion” can be understood as a reflection on time and is driven, like most of Susanne Pittroff’s work, by the question of compositions within space.
Raimund Kühnel
Susanne Pittroff ( → Artist Website)
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Biography
Solo Exhibitions
"Markierung des Raums: “ECHO“ / Maximiliansforum, München
“Zitrone“ / RSTR#, Rauminstallation, München
"Crossing"/ Françoise Heitsch, München
"Maßstäbe"/ Europäisches Patentamt, München
"Echo"/ Amtsgericht München
"Playing Grounds"/ Galerie Françoise Heitsch, München
"Motion"/ Installation im Städtischen Krankenhaus München-Harlaching, München
"Bodenhaftung"/ Neue Galerie Dachau, München
Artothek, Städtische Galerie, München
Group Exhibitions
"Vergänglichkeit und Werden"/ Kunstherberge Birkenau, Birkenau 10 und 12 in München-Untergiesing, München
"Barriere frei"/ kuratiert von Sabine Winkler, Rathausgalerie Lichtenberg, Berlin Homeland, kuratiert von Adela Demetja, Austauschprojekt von Künstlern aus München und London, München/London
"Freisetzen"/ im Rahmen von Rat-Holen, Rathaus Dachau, bei München
"Unter demselben Himmel"/ BBK München
"Quivid I"/ öffentlicher Auftrag, Baureferat München